Wahl der richtigen Hauptschnur – Monofil oder Geflecht?

Bei der Auswahl der Hauptschnur zum Spinnangeln stellt sich die Frage ob man eine Monofile oder Geflochtene verwendet.

Die Auswahl der Hauptschnur richtet sich nach dem Einsatzfall und die Wasserbedingungen. Jede Schnurart hat ihre Vor- und Nachteile.

Monofile ist dehnbar – Geflecht nicht

Monofile Schnur hat eine hohe Elastizität. Diese Schnur dehnt sich wenn sie beansprucht wird und zieht sich wieder zusammen wenn die Belastung verringert wird.

Sie verhält sich wie eine Sprungfeder und fängt Stöße ab.

Durch das Abfedern ist die Belastung der Knoten, der Montage und auch des Hakens im Fischmaul geringer. Sollte die Bremse der Rolle auch einmal zu fest eingestellt sein, so verringert eine Monofile Schnur die Gefahr des Knotenbruchs und das Ausschlitzen des Fisches.

Geflochtene Schnur hingegen hat so gut wie keine Dehnung, bzw. nur eine sehr geringe Dämpfung von Stößen. 

Der große Vorteil hierbei ist der direkte Kontakt des Anglers zur Montage und zum Fisch. Dadurch ist das Gefühl für den Köder stärker.

TIPP: Beim Angeln auf große Entfernungen ist die Verwendung von geflochtenen Schnüren ein muss, da hier die Dehnung bei Monofilen Schnüren schon extrem sein kann.

Mono hat ein “Gedächtnis” – der Memory Effekt

Wenn die Monofile Schnur um eine Spule gewickelt ist, nimmt sie die gerollte Form an. Dies wird als “Memory Effekt” bezeichnet, da sich die Schnur die Form der Spule “merkt”.

Dies ist ein Hauptnachteil beim Angeln mit Monofiler Schnur.

Beim Auswerfen wird der Effekt sehr deutlich, da hier die Windungen der Spule in der Schnur verbleiben und so die Schnur nur erschwert durch die Ringe der Rute laufen kann. Dies verringert die Wurfreichweite und kann im Extremfall für das Bilden einer “Schnurkrause” verantwortlich sein. 

Dieser Memory Effekt ist bei geflochtenen Schnüren nicht vorhanden. Geflochtene Schnüre bleiben geschmeidig, egal wie lange diese sich auf einer Rolle befinden. Dadurch lässt sich diese Schnur immer gerade von der Rolle abziehen und gleitet mit weniger Widerstand durch die Ringe der Rolle. Dies wiederum macht es einfacher den Köder auf eine gewisse Weite zu bringen.

Kilo um Kilo – Geflochtene ist bei gleicher Tragkraft dünner als Monofil

Geflochtene Schnur mit einer Tragkraft von 5 kg ist dünner als eine Monofile Schnur mit auch 5 kg Tragkraft. 

Angler die viel Schnur, zum Angeln auf große Entfernungen, benötigen sollten daher zu geflochtenen Schnüren greifen, da bei gleicher Tragkraft viel mehr Schnur auf die Rolle gewickelt werden kann.

Mono ist schwimmfähiger als Geflecht

Aufgrund der geringen Dichte von Monofiler Schnur, ist diese leichter schwimmfähig zu machen, als geflochtene Schnur. 

Soll die Monofile auftreiben, einfach mit etwas speziellem “Schnurfett” behandeln. Wird das “Schnurfett” mit speziellem “Entfetter” wieder entfernt, sinkt die Schnur wieder.

Geflochtene Schnur besteht aus vielen kleinen Fasern, die sich schnell mit Wasser voll saugen. Dadurch wird die Schnur schnell schwer und sinkt im Wasser.

Monofile ist weniger sichtbar als Geflochtene

Da Monofilament aus einem einzigen Strang Nylonmaterial besteht, ist es meist durchsichtig. Obwohl sie nicht so unsichtbar ist wie Fluorocarbon, ist Monofilament oft die Schnur der Wahl, wenn man in sehr klarem Wasser angelt.

Geflochtene Schnur ist alles andere als durchsichtig. Aus faserigen, synthetischen Materialien wie Dacron, Dyneema oder Spectra hergestellt, ist Geflochtene wie ein Stück Garn und im Wasser sehr gut sichtbar. Um die Sichtbarkeit des Geflechts zu kompensieren, produzieren die meisten Angelschnurhersteller geflochtene Schnüre in Farben, die sich mit dem Wasser vermischen sollen, typischerweise dunkelgrün, weiß, beige oder gelb.

Mono knotet besser als Geflochtene

Das schwächste Glied in jeder Angelausrüstung ist immer der Knoten und das gilt besonders für geflochtene Schnüre. Monofile Schnur hat einen gewissen Biss, der den Knoten festhält, wenn man ihn festzieht. Geflochtene Schnur hat jedoch eine glattere Oberfläche und wenn man nicht den richtigen Knoten oder ein paar spezielle Knotentricks verwendet, sitzt der Knoten nicht richtig und kann sich unter Druck lösen.

Geflochtene Schnur ist widerstandsfähiger gegen Abrieb

Obwohl dies nicht in allen Fällen zutrifft, ist geflochtene Schnur tendenziell abriebfester als monofile Schnur. Monofile Schnüre sind anfällig für Kerben, Schrammen und Dellen, die die Schnur stark schwächen. Geflochtene Schnur ist immer noch anfällig für Schäden, wenn sie über eine Struktur gezogen wird, aber da sie wie ein Seil mit Hunderten von einzelnen Fasern hergestellt wird, kann sie mehr Schäden an der Oberfläche aushalten, während das Zentrum intakt bleibt.

TIPP: Ist mit vielen Steinen und scharfen Kanten im Wasser zu rechnen, sollte die Wahl auf eine Monofile Schnur fallen.

Fischt man jedoch im Kraut, ist die Geflochtene der Mono überlegen. Das Geflecht schneidet wie eine Säge durch das Kraut beim hindurchziehen.

Was ist denn jetzt besser beim Spinnangeln – Geflecht oder Monofile?

Angeln mit Kunstköder: Geflochtene Schnur

Wer hauptsächlich mit Kunstködern angelt, für den bietet die geflochtene Schnur eindeutige Vorteile.

Erstens ist eine größere Wurfweite beim Angeln mit Kunstködern immer von Vorteil, da mehr Wasserfläche abgedeckt werden kann und somit jeder Wurf effektiver ist. Geflochtene Schnur mit ihrem dünneren Durchmesser und dem fehlenden “Memory Effekt” wirft sich im Allgemeinen viel weiter als monofile Schnur der gleichen Stärke.

Zweitens hat man mit der geringen Dehnung der geflochtenen Schnur ein besseres Gefühl für den Köder während des Einholens. Es kann jede Vibration und jedes Wackeln des Köders gespürt und selbst die zartesten Bisse erkannt werden..

Vertikales Jiggen: Geflochtene

Beim vertikalen Jiggen in tiefem Wasser ist die Verwendung von geflochtener Schnur an der Spinnrute die beste Wahl. 

Geflochtene Schnur ist dehnungsfrei und gibt dem Jigkopf eine bessere Aktion, und man spürt sofort, wenn der Biss kommt. 

Außerdem ermöglicht der dünnere Durchmesser der geflochtenen Schnur die Verwendung einer Schnur mit hoher Tragkraft.

Schleppangeln: Monofile

Beim Schleppangeln ist die monofile Schnur der klare Sieger. Beim Hinterherziehen von Ködern hinter dem Boot wird viel Druck auf die Schnur ausgeübt. Wenn ein Fisch den Köder attackiert, bietet die monofile Schnur eine zusätzliche Dämpfung, um die Belastung der Knoten zu reduzieren.

Hoher Angeldruck: Monofile

Manchmal ist Unauffälligkeit wichtiger als eine hohe Tragkraft. Beim Angeln in glasklarem Wasser oder in Gebieten mit hohem Angeldruck bietet die geringere Sichtbarkeit von Monofil die besten Chancen, einen Fisch zu überlisten.

And the winner is …

Obwohl es Momente gibt, in denen monofile Schnüre die erste Wahl sind, ist eine Geflochtene die bessere Angelschnur beim Spinnangeln im Süßwasser.

Ich persönlich bevorzuge beim Spinnangeln die Verwendung von geflochtener Schnur. Der dünnere Durchmesser und der fehlende “Memory Effekt” sind für mich die ausschlaggebenden Faktoren. Dadurch kann ich auch kleinere Köder unkompliziert auf große Distanz bringen. 

Durch den direkten Kontakt zum Köder erkenne ich nicht nur wie sich der Köder bewegt, sondern auch wie die Beschaffenheit des Terrains im Wasser ist.

Da ich jedoch den Vorteil der “Unsichtbarkeit” der ‘Mono auch nutzen möchte, schalte ich gerne noch ein Stück Fluorocarbon Vorfach hinter meinen Köder.